Das Parlament der Stadt Bern diskutierte im Rahmen der Budgetdebatte erneut den Betreuungsschlüssel in der Tagesbetreuung. Dies obwohl erst im letzten Jahr die schrittweise Angleichung des Schlüssels auf 1:6 beschlossen wurde. Ein Affront! Die VPOD-Mitglieder in der Tagesbetreuung haben zu einer Aktion vor dem Stadtrat aufgerufen sowie lobbyiert. Erfolgreich: Der Antrag durch die Hintertür wurde gebodigt.
Im Rahmen der Revision des Schulreglements wurde 2022 die Neuregelung der Tagesbetreuung von Schulkindern beschlossen. Tagesschulen und Tagis wurden zum Angebot «Tagesbetreuung» zusammengeführt. Der Zusammenschluss der Tageschulen und Tagis führte zu einschneidenden Veränderungen auf personeller, räumlicher und finanzieller Ebene. Der VPOD stellte damals gemeinsam mit engagierten Mitarbeitenden von Tagesschulen und Tagis Forderungen zur Umsetzung.
1:6 oder 1:10
Beschlossen wurde dabei die Anpassung des Betreuungsschlüssels innerhalb von 4 Jahren an den der früheren Tagis und die Festlegung auf 1:6. Ein Mehrheitsantrag der Kommission Soziales, Bildung und Kultur (SBK) schlug im Rahmen der Budgetdebatte für 2024 allerdings plötzlich vor, die Anpassung des Schlüssels auf 1:6 ausschliesslich auf den Zyklus 1 (Kindergarten bis 2. Klasse) zu beschränken. Für die grösseren Kinder würde 1:10 ja füglich genügen. Lehrpersonen würden dies ja auch mit grossen Klassen hinbekommen – so die Argumentation. Dieser Sparversuch durch die Hintertür – über das Budget bei bereits revidiertem Reglement – war inakzeptabel und hat viele Tagesschulbetreuende schockiert.
Erfolgreiche VPOD-Aktion
Mitglieder des VPOD haben zusammen mit Engagierten aus der EKdM – Eidgenössische Kommission dini Mueter – eine Aktionsgruppe zusammengestellt. Es wurden nicht nur die StadträtInnen direkt angeschrieben, mit ihnen telefoniert und Kaffee getrunken, sowie die Medien informiert. Auch für eine Aktion vor dem Stadtrat zu Beginn der Budgetdebatte wurde zahlreich mobilisiert, Flyer wurden verteilt und Plakate aufgehängt. Selbst die ungewöhnliche Lokalität – der Stadtrat tagte ausnahmsweise in Ostermundigen – tat dem Tatendrang keinen Abbruch. Mit Flugblättern und Transparenten ausgerüstet waren über ein Duzend Personen vor Ort und haben die ParlamentarierInnen nochmals daran erinnert, dass sie den Antrag als Angriff auf eine gute und nachhaltige Betreuung der Schulkinder verstehen und die Verschlechterung des Betreuungsschlüssels zulasten des Schulbetriebs, der Kinder, deren Familien und des Personals nicht goutieren. Erfolgreich: Der Mehrheitsantrag aus der Kommission wurde deutlich abgelehnt und der Minderheiten-Antrag – das Geld für den besseren Schlüssel für die Folgejahre bereitzustellen – wurde stattdessen angenommen. Leider lässt sich vermuten, dass dies wahrscheinlich nicht der letzte Sparversuch in den vier Jahren Umsetzungszeit war. Doch wir wissen jetzt, wir sind bereit.
Lirija Sejdi